Unser Urlaub führt uns in das Trisuli-Tal. Einige Leser werden diesen Fluß sicherlich kennen, denn entlang dieses Flusses führt die Straße nach Pokhara, einer der beliebtesten Trekking-Gebiete von Nepal. Wir berichten ein wenig über Land, Leute und vor allen Dingen über unsere Schüler.
Der Trisuli ist ein wilder großer Fluß, der aus Tibet über das Langtang in Richtung Chitwan fließt. Rechts und links des Flusses erstrecken sich wunderschöne bewaldete kleine Berge und der Fluss bahnt sich seinen Weg durch diese atemberaubend schöne Landschaft.
Nach ca. 3,5 Stunden Fahrt erreichen wir unser Ziel. Ein kleines Resort direkt am Fluß mit einem Swimming-Pool, um den Kindern die Möglichkeit zu geben, Schwimmen zu lernen und Spaß zu haben.
Um von der Strasse zu unserem Resort zu gelangen, geht es über eine typische Hängebrücke mit einer riesigen Spannweite. Der Swimmingpool ist gesäumt von Palmen und wir haben einen tollen Ausblick auf den Fluss und das Tal. Es ist wirklich verrückt. Die Anlage ist so schön angelegt, aber die Zimmer sind recht einfach. Es ist schon seltsam, dass auf den Erhalt der Zimmer anscheinend so wenig Wert gelegt wird. Einfach typisch nepalesisch.
Wir starten zu einer kleinen Wanderung in ein Dorf und die Umgebung. Die Kinder erklären uns viel zu dem Leben in den Dörfern. Wir helfen einer Frau bei der Reparatur einer Wasserleitung und laufen durch schöne Reisfelder, bevor es nachmittags an den Pool geht. Am Abend haben wir großen Spaß und ein für uns erstaunliches Erlebnis: wir spielen mit anderen Gästen Carrom. Ein Brettspiel, bei dem man mit den Fingern flache Spielstein ähnlich Billiard über den Tisch schießt, um sie in den Löchern der vier Ecken zu versenken. Dabei ziehen unsere Jungs im Alter von 10 und 13 Jahren die erwachsenen Gäste nach Strich und Faden ab. Das bringt uns viele Spaß und die Kinder sind stolz.
Bandipur – die Stadt mit dem sensationellen Ausblick
Weiter führt unsere Tour nach Bandipur in die Berge. Auch hier wollen wir Land und Leute kennen lernen. Von dort aus sieht man bei klarem Wetter auf eine wunderschöne Bergkette im Norden mit dem Annapurna, dem Dhaulagiri, dem Manaslu, dem Ganesh und dem Langtang Gebirge. Also mit allen Bergen, die Rang und Namen haben. So viele Achttausender hatten wir noch nie im Blick. Ein sehr beeindruckender Moment, den auch unsere Schüler genossen haben.
Das Dorf ist ein kleines Touristenzentrum. Die Häuser sind alle im alten Stil erbaut und alles ist ungewöhnlich sauber und ordentlich. Wir haben dort eine Nacht verbracht und haben die Stadt zu Fuß erkundet und habe kleine Spaziergänge in die Umgebung gemacht.
Wir stellen vor (verfasst von Gabi Wutschke):
Netra Sarki, 10 Jahre aus dem Kalikot
Netra kennen wir auch schon seit unserem ersten Besuch am Bright Horizon aus dem Jahr 2016. Ihn habe ich vom ersten Moment an ganz besonders ins Herz geschlossen, doch es war auch unser Sorgenkind. Er hat oft traurig geschaut und wir haben uns Sorgen um ihn gemacht. Die Lehrer haben uns dann erzählt, dass er ein krankes Bein hat. Sein rechtes Schienenbein war wohl so stark entzündet und offen, dass er insgesamt 5x operiert werden musst und dafür auch länger in Kathmandu mit seinem Großvater gelebt hat. Er meinte, dass dies eine sehr schwierige Zeit für die Familie war – nicht nur, weil sie sich Sorgen um Netra gemacht haben sondern auch weil sie kein Geld hatten, eine Krankenversicherung gibt es hier nicht.
In diesem Jahr hat er uns mehr über seine Verletzung erzählt. Offensichtlich war es nur eine oberflächliche Entzündung, die jedoch nur in seinem Dorf behandelt wurde und das offensichtlich falsch. Dadurch hat es sich immer mehr verschlimmert, bis die Familie dann endlich die lange Reise nach Kathmandu auf sich genommen hat, um Netra in einem Krankenhaus behandeln zu lassen.
Für den Kleinen war sein Start an der Schule sicherlich nicht so einfach, da er am Anfang aufgrund der Verletzung nicht mit den anderen Kindern draußen spielen konnte. Binita hat uns erzählt, dass er 2 Monate lang auf seinem Zimmer bleiben musste und in dieser Zeit sehr gut das Spiel Carrom gelernt hat (das Spiel hat Ähnlichkeit mit Billard). Das ist ein sehr beliebtes Brettspiel in Nepal und die Jungs haben es auf dem Zimmer. Wenigstens dafür war es gut.
Er ist in der 3. Klasse und spricht schon sehr gut Englisch. Man merkt, dass er etwas lernen möchte und sein Wissen mit in sein Dorf tragen möchte. Er hat einen größeren Bruder, der in seinem Dorf lebt und auch dort zur Schule geht. Er hat mir erzählt, dass der Bruder so gerne Englisch lernen möchte aber leider gibt es keine guten Englischlehrer an der Schule. Netra ist unser Küken mit seinen 10 Jahren. Er war dieses Jahr das erste Mal seit 3 oder 4 Jahren wieder in seinem Dorf. Dafür muss er 2 Tage mit dem Bus fahren, mehrmals umsteigen und dann noch ein Stück laufen, bis er sein Dorf erreicht. Dort scheint es sehr leckeren Honig zu geben. Er hat uns erzählt, dass der Honig dort viel besser schmeckt als der Honig, den man in Kathmandu kaufen kann. Er meinte, in den Honig aus seinem Dorf wird kein Zucker zugemischt. Er will mir das nächste Mal etwas Honig mitbringen. Außerdem gibt es Ziegen, Hühner, Bananen, Getreide und noch einiges mehr. Er hat eine ganze Reihe an Dingen aufgezählt. Die kleinen Felder werden weiterhin mit einem Ochsen gepflügt und die Eltern wohnen in einem einfachen Lehmhäuschen.
Es gibt nicht wirklich ein Dorfzentrum sondern die Häuser der Dorfbewohner liegen weit entfernt. Er würde uns sehr gerne sein Dorf zeigen meinte aber, dass es keine gute Infrastruktur für uns gibt – also so etwas wie ein schönes Zimmer zum Übernachten und auch kein Bad mit Dusche, Waschbecken und Toilette. Noch traue ich mich nicht so wirklich in diese abgelegene Region zu reisen aber ich denke, irgendwann werden wir zusammen in sein Dorf reisen. Ich will es doch so gerne einmal sehen und seine Familie kennenlernen. Er will dann für uns eine Ziege schlachten.
Er trägt ganz stolz einen silbernen Armreif, den er von seiner Tante geschenkt bekommen hat. Wen er einen Satz anfängt mit „ in my village there are … dann hebt sich seine Brust und er ist so stolz auf sein Dorf und für ihn ist es der schönste Platz auf der Erde. Obwohl er sein Dorf so liebt, ist er dankbar und glücklich am BHCH zu sein. Ich denke, er weiß schon, dass er großes Glück gehabt hat, an das BHCH zu kommen, da er dort gute Möglichkeiten zum Lernen hat. Auch er träumt von einer guten Zukunft und wir hoffen sehr, dass die Ausbildung, die er an der Schule genießt, ihm ein Stück hilft, seinen Träumen näher zu kommen. Er ist ein cleveres, liebenswürdiges und sehr aufgeschlossenes Kerlchen. Ich bin mir ganz sicher, dass er seinen Weg gehen wird und Gutes zurückgeben wird. Wir alle lieben Netra sehr.
Ich muss gestehen, ich habe mir in Deutschland so alle möglichen Gedanken gemacht, wie die Zeit mit den 3 Kindern in Nepal wohl werden wird. Das die Drei so schön zusammen harmonieren hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht ausgemalt. Wir Sechs hatten eine ganz wunderbare Zeit zusammen. Binita ist natürlich eine wahnsinnige Hilfe und macht es für uns sehr viel entspannter. Sie ist Englischlehrerin am BHCH und begleitet uns die Tage. Die Kinder lieben sie und sie liebt die Kinder. Die Vier zusammen zu sehen macht uns wirklich glücklich. Sie ist eine Ex-Schülerin und kam im Jahr 2000 als kleines Mädchen mit damals 6 oder 7 Jahren an die Schule. Sie spricht wunderbares Englisch. Ihr Aussprache ist sehr, sehr gut und sie hat uns erzählt, dass sie diese aus englischen Filmen gelernt hat. Früher hat sie Mathematik und Naturwissenschaften unterrichtet. Mittlerweile unterrichtet sie vor allem Englisch. Sie ist sehr glücklich, am BHCH zu sein und wir sind glücklich, eine so gute Lehrerin dort zu haben.